Was ist gute Beratung?

Berater erfüllen in vielerlei Hinsicht eine wichtige Funktion in Unternehmen. Sie identifizieren Problemstellungen, analysieren Handlungsoptionen, unterstützen ihre Kunden bei der Planung, Erarbeitung und Umsetzung von Problemlösungen oder dabei, die dafür benötigten Fähigkeiten zu erlangen. Häufig werden sie ausserdem hinzu gebeten, wenn es gilt, Veränderungsprozesse zu initialisieren und umzusetzen oder bestehende Prozesse zu optimieren. Doch was zeichnet „gute“ Beratung aus? In den letzten Jahren haben sich verschiedene Beratungsansätze etabliert, welche von einem jeweils anderen Verständnis von Organisation und organisationaler Veränderung ausgehen.

Der Berater als Experte

Im Mittelpunkt der sogenannten Experten- und Fachberatung steht die Vorstellung einer organisationalen Weiterentwicklung, welche vornehmlich über das Lernen von anderen funktioniert. Das für diesen Lernprozess erforderliche Wissen wird durch den Berater in das Unternehmen getragen. Dafür erstellt er typischerweise eine Analyse der IST-Situation und definiert, basierend aus seinem Wissen aus Wissenschaft und Praxis eine ideale SOLL-Lösung. Aus dem Gap leitet er das Massnahmenpaket ab, wofür er bevorzugt auf in anderen Betrieben gemachte Erfahrungen oder bewährte Strategien und Tools zurückgreift, die er beim Kunden als Good oder Best Practices implementiert. Damit zielt die Expertenberatung auf einen Wissenstransfer, durch welchen das zu beratende Unternehmen mit dem ihm fehlenden betriebswirtschaftlichen Know-how versorgt wird. Expertenberatung macht bis heute einen wesentlichen Teil der Organisationsberatung aus und ist gerade bei den grossen Beratungsfirmen weit verbreitet. Im Zuge verschiedener neuer Entwicklungen in der Organisations- und Managementtheorie ist diese ursprünglichste Form der Beratung jedoch zunehmend in die Kritik geraten. Kritisiert wird zum einen, dass die Expertenberatung auf einer Asymmetrie im Verhältnis zwischen Kunde und Berater basiert: Der Kunde ist darauf angewiesen, dass der Berater das Problem richtig analysiert, die richtige Diagnose stellt und eine passende und wirksame Behandlung festlegt. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die durch die Expertenberatung häufig eingesetzten Standardprozesse und Blaupausen. Diese führen in den Augen der Kritiker dazu, dass die Lösungen ungeachtet der historischen Gewachsenheit der Organisation oder ihrer spezifischen Problemstellung erarbeitet werden.

Begleitung im Prozess

Anders als die Expertenberatung geht die Prozessberatung nicht von einem Kompetenzgefälle zwischen Berater und Kunden aus. Vielmehr erachtet sie die spezifischen Problemstellungen in einer Firma als zu singulär und zu komplex, als dass sie durch einen externen Berater einfach diagnostiziert und behoben werden können. Gleichzeitig geht sie davon aus, dass das zur Problemlösung notwendige Wissen in der Unternehmung bereits vorhanden ist, aber durch fehlende oder fehlgeleitete Kommunikation, undurchlässige Hierarchien oder ein-gespielte Konfliktmuster nicht zum Tragen kommt. Durch den Einsatz von Prozessberatern sollen diese Blockaden abgebaut und die Akteure in die Lage versetzt werden, auf das in der Organisation vorhandene Wissen und Potential zuzugreifen. Dies erfolgt zum einen durch das Bereitstellen einer geeigneten Methodik, zum anderen durch das Stellen von Fragen, welche den Kunden zwingen, in einem aktiven Problemlösungsmodus zu verharren und seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Auf diese Weise stellt der Berater nicht nur sicher, dass der Kunde die benötigte Hilfestellung erhält, sondern auch, dass die erarbeitete Lösung zum Unternehmen passt und realistisch umgesetzt werden kann. Zusätzlich soll der Kunde auf diese Weise von einem organisationalen Lernprozess profitieren, der ihn in die Lage versetzt, zukünftige Probleme eigenständig und ohne Zuhilfenahme von externen Beratern zu lösen. Kritiker dieses Beratungsansatzes bemängeln jedoch, dass Prozessberater häufig nicht über die für die Beratungstätigkeit notwendigen Fach- und Branchenkenntnisse verfügen. In der Praxis ist man deshalb vermehrt dazu übergegangen, Vertreter der Prozessberatung ergänzend hinzuzuziehen, um die Konsequenzen der durch die Expertenberater erarbeiteten Lösungen und Konzepte verträglicher zu gestalten.

Veränderung durch Irritation

Um die Dichotomie zwischen Fach- und Prozessberatung aufzuheben hat sich mit der systemischen Beratung seit den 80er Jahren eine dritte Form von Beratung etabliert. Übereinstimmend mit den Konzepten der systemischen Organisationsforschung versteht sie Organisationen als komplexe Systeme, welche aus Kommunikationen bestehen und sich entlang von bewährten Strukturen, Praktiken und Routinen ständig neu hervorbringen. Eine Veränderung in diesen Systemen kann durch einen Manager oder Berater nicht gesteuert werden, sondern erfolgt durch das System selbst, sofern eine solche Änderung für dieses sinnvoll erscheint. Um diese Veränderungen hervorzurufen bedarf es einer Irritation des Systems, welche die normalen Prozesse durchbrechen und das System auf diese Weise dazu bringt, von seiner normalen Routine abzuweichen, neues Wissen über sich selbst zu generieren und sich selbst alternative Wahrnehmungs- und Handlungsräume zu erschliessen. Die Rolle des Beraters besteht in diesem Kontext darin, durch gezielte Interventionen für diese Irritationen und Störungen zu sorgen.

Individuelle Lösungen für individuelle Kunden

Doch welche dieser Beratungsformen ist besonders geeignet, um den Kunden in seinen komplexen Entscheidungs- und Handlungssituationen zu unterstützen? Die Tatsache, dass sich die unterschiedlichen Beratungsansätze erfolgreich am Markt behaupten, legt nahe, dass es „den“ Beratungsansatz für alle Kunden und Beratungssituationen nicht gibt. Vielmehr muss das Design des Beratungsprozesses individuell, abhängig vom Kunden, seiner spezifischen Situation und den zu erreichenden Projektzielen gewählt werden, wozu es einer sorgfältigen Situationsanalyse bedarf. Dem Berater obliegt es zusätzlich, für eine professionelle und methodisch passende Ausgestaltung des Beratungsprozesses zu sorgen, welche den spezifischen Bedürfnissen des Kunden in seiner besonderen Situation Rechnung trägt. Für jedes Beratungsprojekt gilt jedoch, dass dieses nur erfolgreich zu Ende geführt werden kann, wenn zwischen Berater und Kunden ein Vertrauensverhältnis besteht, welches die gemeinschaftliche Analyse der Problemstellung, die partnerschaftliche Erarbeitung von Lösungen und Handlungsoptionen sowie deren Umsetzung erlaubt.

La Bella Consulting sieht Veränderungen als Chance und unterstützt Kunden methodisch in der Gestaltung von innovativen Produkten und Services. Das umsetzungsstarke und innovative Beraterteam legt Wert auf eine intensive Zusammenarbeit mit seinen Kunden. Das Ergebnis sind nachhaltige Lösungen mit denen sie Ihrer Zukunft einen Schritt voraus sind.

 

24. Februar 2020 / Dr. Maria-Elisabeth Heinzer